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2012.04.28 Mt. Zebru Nordwand

von Mario Straberger 

 

 Zebru Nordwand (27.04-30.04.2012)

von Mario Straberger

mit Gerald Stranzinger

Das eigentliche Ziel, die Königsspitze Nordwand, sollte uns an diesem wunderschönen verlängerten Wochenende leider verwehrt bleiben. Allerdings konnten wir die ebenso schöne Zebru Nordwand für uns verbuchen. Aber jetzt von Anfang an…..

27.04.2012

Nach getaner Arbeit starteten wir am Freitag um 19:00 von Lambach Richtung Sulden. Nach einer langen Fahrt, erreichten wir schließlich um 02:30 morgens die Seilbahnstation am Talende von Sulden auf ~ 1900m. Zu diesem Zeitpunkt planten wir noch am nächsten Tag als „Eingehtour“ die Zebru Nordwand in Angriff zu nehmen und wenn möglich noch am gleichen Tag abzusteigen um wieder zum Biwakplatz der Königsspitzen Nordwand aufzusteigen. Dieser Plan sollte sich in den darauffolgenden Stunden allerdings noch ändern….

28.04.2012

Also starten wir etwa gegen 04:30 vom Parkplatz Richtung Hintergrathütte. Die Nacht war sehr kurz und wir haben beide nicht viel geschlafen. Mit uns starten auch einige Skitourengeher welche als Ziel die Königsspitze über den Normalweg angepeilt haben. Über eine breite Schotterstraße steigen wir gemükoenigsspitze nordwandtlich bis zur Mittelstation auf. Danach weiter über einen kleinen Steig und Moränengelände bis zur Hintergrathütte auf 2661m. Vor uns baut sich bereit die vom Sonnenlicht in Gold gefärbte Nordwand der Königsspitze auf uns wir müssen leider feststellen, dass die Verhältnisse nicht so ideal sind wie wir zuerst angenommen hatten. Der ohnehin brüchige untere Teil der Wand ist ziemlich aper. Die Zebru Nordwand hingegen wirkt beinahe einladend und auch die Verhältnisse scheinen nahezu perfekt.

 

 

 

 

Wir halten an unserm Plan fest und queren über den Suldenferner zum Fuß der Zebru Nordwand. Mittlerweile ist es bereits 08:30.

einstieg

Wo ist bloß die Zeit geblieben? Da die Wand Nordostseitig ausgerichtet ist steht die Sonne bereits voll in der Wand. Der Zustieg war länger als angenommen. Zudem sind wir schlecht akklimatisiert und kommen nur langsam voran. Der weiche Schnee erschwert uns zudem den Zustieg. Am Wandfuß angekommen seilen wir uns an und steigen ein.

 

 

 

 

 

Vor uns ist schon eine Gruppe mit Schi auf dem Rücken das Einstiegseisfeld empor gestiegen. Wir fragen uns ob die Gruppe eine Skiabfahrt über die Nordwand geplant hat. Aufgrund der vorhandenen Spuren kommen wir schnell voran. Das Einstiegseisfeld mit 55° lässt sich sehr gut klettern und ist auch schnell überwunden.

einstiegsesifeld 2einstiegsesifeld

 

Weiter oben, kurz unterhalb des Felsriegels, enden plötzlich die Spuren und wir erkennen, dass die Gruppe über die rampenartige Firnzunge links des eigentlichen Einstiegs abgefahren ist. Über dieses Firnfeld kann auch das steile Einstiegseisfeld umgangen werden. Nun sind wir also alleine in der Wand.

 

Gerald startet in den felsigen Teil. Ich sichere Gerald ein zwei Eisschrauben. In der gesamten Tour sind keine Sicherungspunkte vorhanden. Auch Normalhaken konnten wir keine finden. Die Schwierigkeiten bewegen sich zwar nur im 3. Grad, allerdings hätte ein Sturz fatale Folgen. Die Kletterei mit Eisgeräten und Steigeisen an den Füssen ist für mich auch relativ neu und so bin ich über die Stände die Gerald aus dem sicherungsunfreundlichen brüchigen Fels zaubert ziemlich froh. Auch wenn diese mehr zur moralischen Unterstützung dienen.

stand

felsteil

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach 2 kombinierten Seillängen legt sich die Wand etwas zurück und es geht über felsdurchsetze Firnfelder nach oben. Wir gehen am laufenden Seil und versuchen der einfachste Linie Richtung Gipfel zu folgen. Gerald geht wieder voran. Meter um Meter steigen wir höher, doch die Wand scheint einfach kein Ende zu nehmen. Immerhin sind es auch fast 900m Wandhöhe. Wir müssen uns eingestehen, dass wir die Länge der Tour komplett unterschätzt haben. Wir sind beide schon ziemlich am Ende und unsere Kraftreserven gehen zu Ende. Mittlerweile ist es auch schon ziemlich spät.

schneefeld

 

Gegen 16:00 erreichen wir völlig erschöpft und überglücklich die Gratkante auf ca. 3700m. Wir sind jetzt in Summe fast 12h unterwegs und auch der rasche Höhengewinn macht uns zu schaffen. Unsere schweren Rucksäcke mit Biwak Ausrüstung für 3 Tage machen uns das Leben auch nicht leichter.

Leider müssen wir feststellen, dass wir noch eine heikle Querung entlang der Gratkante vor uns haben bevor wir unserer Schlafsäcke im Cantu Biwak auf 3535m ausbreiten können. Der Grat ist bei wenig Schnee durchaus anspruchsvoll und wir müssen uns nochmal ordentlich konzentrieren um auf der schmalen felsdurchsetzten Gratschneide nicht den Halt zu verlieren.

Auf den Gipfel verzichten wir und steigen über ein kurzes Firnfeld Richtung Biwak Schachtel ab. Um 19:00 erreichen wir schließlich nach ~14h und 1800hm das Cantu Biwak. Wir köcheln uns noch eine Suppe bevor wir schließlich völlig erschöpft in den Schlaf fallen.

Cantu Biwak

 

Bereits während der Tour haben wir beschlossen die Königspitze Nordwand auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Durch die vorherrschenden Verhältnisse sowie unserer physischen Verfassung nach dieser Tour fiel uns diese Entscheidung nicht allzu schwer.

 

 

 

 

29.04.2012

Am nächsten Tag starten wir erst um 10:00. Viel zu spät für diesen steilen und anspruchsvollen Abstieg. Über die Verankerungen der Biwak Schachtel seilen wir uns zuerst in eine steile(~40°) schneegefüllte Rinne ab. Die Sonne ist bereits in der Wand und der Schnee wird immer schwerer. Im unteren Teil der Rinne kommen immer wieder kleinere Nassschneelawinen auf uns zu. Wir versuchen den sichersten Weg zu finden und seilen schlussendlich über 2 Felsstufen zum Einstieg ab.

absteig

 

Glücklich und noch immer etwas geschafft marschieren wir direkt über den Suldenferner einer Skispur folgend hinab, bis wir um ca. 14:30 wieder den Parkplatz der Seilbahnstation erreichen. Da wir beide noch 2 Tage frei haben fahren wir noch weiter ins Kaunertal um unser Abenteuer mit der gemütlichen Weißseespitze Nordwand zu beenden.

 

 

 

Mit gemischten Gefühlen blicken wir zurück auf diese schöne Wand. Die Länge der Tour hatten wir völlig unterschätzt. Mit einer Übernachtung auf der Hintergrathütte lässt sich die Tour etwas verkürzen. In Summe ein wunderschönes alpines Abenteuer, welches aber nicht unterschätzt werden sollten. Vor allem der Grat und der darauffolgende Abstieg verlangen nochmal volle Konzentration.