Konkurs im Gesäuse? (6+), 18.08.06von Florian Seebauer Am 18. August 2006 stehen Sepp Zehetner und ich an der Gesäusebundesstrasse – über uns die beeindruckenden Nordwände der Hochtorgruppe und vor uns eine der grossen Kletterrouten im Gesäuse: „Konkurs“ in der Planspitze-NW-Wand. 13 Seillängen warten auf uns, die Schwierigkeiten erreichen den oberen sechsten Grad. Die Wettervorhersage ist günstig, stabiles Wetter für den ganzen Tag. Einige Wolken sind am Morgenhimmel zu sehen, die uns jedoch nicht weiter beunruhigen.
Vor dem eigentlichen Einstieg in die Tour ist noch ein heikler Vorbau zu überwinden, leichte Kletterei in einem ausgewaschenen Bachbett verschafft uns eine Vorahnung von den vor uns liegenden Schwierigkeiten. Dort, wo an manchem Sommerwochenende mehrere Seilschaften in die Wände der Planspitze einsteigen, sind wir heute ganz alleine. Das Wetter sieht noch immer gut aus – zwar sind die Wolken mehr geworden, aber es überwiegt der blaue Himmel. Zuerst zögern wir noch kurz, dann entscheiden wir uns einzusteigen.
Mit Sorge beobachten wir das Wetter: Entgegen der Vorhersage nähert sich eine dunkle Wolkenbank, die nichts Gutes verheißt. Soll diese Tour ein Wettlauf mit dem Wetter werden? Uns ist klar, dass gerade in einer großen Nordwand wie dieser klettern im Regen keine verlockende Aussicht ist – von der Bewältigung der noch vor uns liegenden Schlüsselseillänge ganz zu schweigen. Die ersten Regentropfen fallen auf die wasserzerfressenen Felsplatten, das sieht nicht gut aus! Noch haben wir die Hälfte des „Konkurses“ vor uns! Dank des rauen Felsens lässt sich aber auch unter diesen Umständen rasch vorankommen. Wie wenn der Wettergott Erbarmen hätte mit uns, hört auch der Regen nach kurzer Zeit wieder auf. „Los, Tempo!“ Mit voller Kraft klettern wir weiter und hoffen, dass die uns gewährte Gnadenfrist ausreicht, um den Ausstieg zu erreichen. Die Klettertour wird noch oben hin immer leichter, nur mehr eine Seillänge im 5. Schwierigkeitsgrad stellt sich uns entgegen. Nicht mehr lange, und wir haben die Ausstiegsbänder erreicht. Wir treffen auf Steigspuren des Pichlweges und können schlussendlich seilfrei die letzten Meter bis zum Ausstieg klettern. Dort steckt der Gipfel der Planspitze schon dick in den Wolken. Das Wetter hat sich weiter verschlechtert, doch jetzt beunruhigt uns das nicht mehr. Viele Höhenmeter im Abstieg über die Hesshütte und den Wasserfallweg warten noch auf uns. Bis wir nach einem langen Tag wieder im Gesäuseboden stehen, haben sich auch wieder die Wolken verzogen. Stolz schreiben wir in unser Tourenbuch: “Konkurs, 6+, S.Zehetner & F. Seebauer, D’Schermbergler, Wels“! |