Renata Rossi 6a+(7-), Pfingsten 2006

von Sepp Zehetner

Die Familien Bajc und Zehetner verbringen einige tolle Klettertage in Arco am Gardasee. Wohnsitz – Campingplatz mit toller Aussicht auf die Colodri und deren Kletterrouten. Der Höhepunkt ist für Pfingstsonntag geplant – Renata Rossi/Colodri Ost. Walters Traumtour, mit der er sich schon lang geistig beschäftigt hat.
 

Das bedeutet 9 Seillängen, im unteren 6. Grad keine eingebohrten Haken, der 6. Grad und die Schlüsselstelle ist mit einer spärlichen Anzahl von Bohrhaken ausgestattet. Die Standplätze sind aber gut gesichert. Nach einem ausgiebigem Frühstück brechen Walter und ich auf. Mit Seil, Friends, einen Satz Keile und einer gewissen Anspannung in der Bauchgegend geht es zur Wand.
 

Die ersten 3 Seillängen, 5+ und 6-, werden mit einigen Friends und Keilen vorschriftsmäßig abgesichert. Vom 4. Standplatz aus, können wir die italienische Seilschaft vor uns beobachten, die sich gerade mit einem ca. 15 m langem Quergang nach rechts, unter einem riesigen Dach abplagt.


Ich bin im Vorstieg und versuche meine Sache besser zu machen. In gebückter Stellung taste ich mich vorsichtig nach rechts. Nur kleine Leisten und Tritte stehen mit zur Verfügung. Nach ein paar Metern bemerke ich, Gott sei Dank, dass ein paar Bohrhaken stecken. Schlagartig fühle ich mich etwas besser. Noch ein kurzes Stück und ich erreiche sicher den Standplatz. Als Walter zu mir aufschließt, gönnen wir uns eine kurze Pause, denn die Querung war anstrengender als wir vorher dachten.
 

Nun liegt die Schlüsselseillänge vor uns. Ein leicht nach links ziehender senkrechter Riss, im Schwierigkeitsgrad 7- und kaum Zwischensicherungen. Wir bemerken auch die glatt polierten Stellen, die von zahlreichen Seilschaften herrührten.


Aber „Ohne Risiko – kein Adrenalin“. Mit neuem Mut, selbstgelegten Keilen und Friends und vereinzelten Bohrhaken geht es Meter um Meter aufwärts. An kleinen Leisten und Tritten, teilweise mit wenig Grip, versuche ich mein Glück und hoffe, nicht ins Seil zu stürzen. Endlich erreiche ich ausgepumpt den Standplatz. Walter ergeht es kaum besser. Trotzdem steigt er die nächste Seillänge vor, Schwierigkeitsgrad 6, aber die Bohrhaken werden immer weniger. Doch seine Kraft und Ausdauer reichen aus und bringen ihn sicher zum nächsten Standplatz.
 

Nach einer kleinen Pause nehmen wir die letzten 3 Seillängen in Angriff. Immer noch teilweise abdrängende Risse und kleine Leisten, aber doch leichter werdend geht es Richtung Ausstieg. Nach ca. 3 ½ Stunden Kletterzeit erreichen wir das flache Gipfelplateau. In unseren Gesichtern spiegelte sich die körperliche und geistige Anstrengung, die durch die spärliche Absicherung hervorgerufen wurde.


Doch bald schon durchströmt uns ein Glücksgefühl über die geschaffte Tour und wir genießen den herrlichen Blick auf das Sacratal.