Reichraminger Kirtag, August 2006Von Florian Seebauer Im August 2006 geschahen zweierlei einschneidende Ereignisse im Leben der beiden Schermbergler Sepp Zehetner und Florian Seebauer: Ihnen gelang die Klettertour „Konkurs“ in der Planspitze-Nordwestwand (Gesäuse; 6+, siehe entsprechender Bericht weiter unten) und der erste Schritt für eine Begehung des „Großraminger Kirtages“ (Planspitze-Nordostwand; 7-) wurde gesetzt: Beim Abstieg von der ersten Tour noch voller Eindrücke, waren die Augen und Gedanken der beiden schon beim „Kirtag“. Eine 7- Tour in der gewaltigen Nordwand, das war ein Ziel für nächstes Jahr! Eine kurze Rast, ein Brot, ein Schluck – dann banden sich die beiden an das gemeinsame Seil. Der „Glatterriss“, eine Einstiegsseillänge auf die nächste Schrofenterrasse, wartete auf die beiden. Glatt war er wohl, der Riss – aber die zwei Schermbergler hatten schon billigere 3+ Längen erlebt. Wasser sickerte durch den Riss und hatte das Gestein gelockert; vorsichtig schlich sich Sepp nach oben. Jeder Griff wurde geprüft, jeder Tritt vorsichtig belastet – weit über schlechten Zwischensicherungen ist nicht gut Nasen bohren… Der Spuk war vorbei, ehe das Seil ausgegangen – und leichtes Schrofengelände führte die beiden Kletterer zum eigentlichen Einstieg der Tour in einer ausgeschwemmten Rinne ca. 150 m weiter oben. Vor den Bergsteigern ein gewaltiges Verschneidungssystem: Entlang einer natürlichen Linie von Rissen und Schwachstellen in Überhängen zieht die Tour 10 Seillängen gerade empor bis zum Ausstieg am Pichlweg. Noch waren die beiden alleine in der Route: Manchmal hörten sie Rufe aus dem Pichlweg, aber die meiste Zeit beherrschten die wenigen Geräusche der Natur die Szenerie. Vor den ersten Zügen tobte noch heiß das Tosen des Blutes in den Ohren, die Nervosität forderte ihren Tribut… Nicht immer war der Verlauf der Kletterei ganz einfach zu finden. Bohrhaken wiesen oft den Weg, doch waren diese in recht weiten Abständen gesetzt und aufgrund ihrer mattgrauen Farbe oft schwer zu sehen. Für Gesäuse-Verhältnisse sehr gut abgesichert, im Vergleich zu vielen Plaisir-Touren aber doch eine Herausforderung an ambitionierte Vorsteiger. Zuerst über Platten, dann immer steiler tasteten die zwei Schermbergler sich empor. Bombenfester, hellgrauer Kalk, aufgrund der Steilheit kaum Schotterbänder – rau und wasserzerfressen, keine sichtbaren Begehungsspuren: Ein wahrer Kirtag!
Die zwei Bergführer versuchten zunächst den direkten Ausstieg. Nachdem sich der Vorsteiger jedoch beim Legen einer Sicherung hinter einem kühlschrankgrossen Block beinahe mit demselbigen in die grundlose Tiefe verabschiedet hätte, kamen auch die beiden reumütig zum üblichen Ausstieg – die zwei waren froh über den glücklichen Ausgang des Abenteuers und die beiden Schermbergler glücklich darüber, nichts versäumt zu haben… |