von Walter Bajc
Colodri, Rupe Secca VII, A0 (7a) 9 SL
„Herrlicher, wunderbarer Aufstieg, sicherlich einer der schönsten im ganzen Sarcatal. Die Route wurde von unten eröffnet und ist in der Tat ein Meisterwerk. Mit beispielhafter Logik führt der Weg durch die glatte zentrale Wand der Rupe Secca. Eigentlich scheint es unmöglich, diese Platte durchsteigen zu können, ohne auf zu hohe Schwierigkeiten zu stoßen. Das Gestein ist durchwegs perfekt, die Absicherung erfolgt mit Normal- und Bohrhaken. Für die damalige Zeit, mit dieser Schwierigkeit und der geringen Absicherung war diese Route sicherlich ein weiter Schritt nach vorne, und das vermutlich nicht nur im Sarcatal“.
Wenn man obiges Originalzitat aus dem gängigen Arco- Führer liest, ist es verständlich, dass es einen wie mit einem Magneten zu der Wand zieht. Anton und ich nutzen die Gunst der Stunde und einen schönen Herbsttag – es wird ein Tag voller Überraschungen.
Während wir zum Einstieg gehen, können wir beobachten wie eine Seilschaft die erste Seillänge hinter sich bringt, der Seilzweite sich gerade den Überhang zum ersten Stand hinauf müht. Am Einstieg warten – Überraschung – noch zwei (italienische) Seilschaften, doch die sehen sehr gut aus und sind sicher schneller als wir, wir werden also nicht allzu lange warten. Der erste Italiener legt los und zu unserer Überraschung plagt er sich bereits ganz am Anfang. Nach zehn Metern ist endgültig Schluss. Überraschenderweise fehlt dort am Bohrhaken die Lasche. Nach mehrmaligen Versuchen fehlt im die Moral und er lässt sich ab. Nummer zwei kommt gerade einmal bis zum ersten Haken, Nummer drei nicht einmal bis zu diesem, Nummer vier überlässt uns bereitwillig den Vortritt.
Jetzt nur nicht blamieren denk ich mir und lege 1. los und 2. an der fraglichen Stelle einen „Friend“. Am Überhang steckt zwar ein Bohrhaken aber überraschenderweise fehlt auch hier die Lasche, ein Keil als Ersatz tut`s aber auch. Am ersten Stand, welch Überraschung, erwartet mich immer noch einer der vorhergehenden Seilschaft. Die haben in der guten Stunde nicht allzu viel weitergebracht. Toni kommt nach, wir warten, lassen den Italo`s vor uns eine Vorsprung. Es hilft nichts, auch Anton läuft auf. Die beiden denken gar nicht daran uns vorbei zu lassen.
Knapp unterm Stand mach ich es mir bequem bis ich die Arbeit wieder aufnehmen kann. Am Ende dieser dritten, durchaus schweren Länge erwartet mich ein freudiges Ereignis. Den beiden Italienern ist unser „Druck“ vermutlich zu groß geworden. Entnervt werfen sie zuerst das Handtuch und dann die Seilenden hinunter und seilen zu unserer Überraschung aber auch Genugtuung ab.
Während Anton seine Länge wie immer bravourös meistert, schließt ein junges Tiroler Pärchen zu uns auf. Die beiden klettern sehr gut, sicher und schnell. Am nächsten Stand lassen wir sie vorbei, was für uns durchaus einen Vorteil hat. So können wir ihnen auf die die Füße schauen, denn die nächsten Längen sind die Schwierigsten. Durch eine kurze Verschneidung und über eine anschließende Platte führe ich bis knapp unter das große Dach.
Bin ich froh, dass Anton das Kommende über hat. Zuerst eine a…….glatte Platte, unmittelbar anschließend ein weit ausladender Überhang. Toni klettert absolut souverän, schleicht die Platten hinauf, an der Dachkante kurze Verschnaufpause und Orientierung, einige beherzte Züge – yea- geschafft. Ich klettere nach, bin im Überhang froh über guten Zuspruch und „leichte Unterstützung“ und dankbar über eine kurze Verschnaufpause am Stand.
Einmal heißt es noch kräftig zupacken. Der Quergang hinaus auf die Dachkante ist extrem ausgesetzt, unter den Zehenspitzen bricht der Fels weit überhängend weg. Am Quergangsende steckt ein letzter Haken dann geht`s mehrere Meter ohne Sicherung senkrecht bis leicht überhängend empor. Konzentration ist angesagt, dann ist es geschafft.
Die letzten beiden Seillängen dienen uns nur mehr zum lockeren Ausklettern.
Überraschenderweise hat uns die Tour weniger abverlangt als erwartet. Nicht überrascht hat uns allerdings die Freude, die wir am Ausstieg in uns spüren. Freude über das Vergangene (Mescalito VII A0 (7a), 9 SL) sowie über das Kommende (Pizza, Birra Grande).